Internet-Sucht

Die Nutzung des Internets und des Computers kann zu einem stark exzessiven, selbstschädigenden Problemverhalten werden. Schwierig scheint für die Betroffenen die angemessene Nutzung von Chatrooms, Musikbörsen und Erotikangeboten, besonders aber der Umgang mit Online-Spielen zu sein. Jugendliche und junge Erwachsene spielen dann so exzessiv Computerspiele, dass man von einer „Verhaltenssucht“ (Sucht ohne Drogenkonsum) sprechen kann.

Einengung des Verhaltensmusters: Das Computerspielen wird zur wichtigsten Aktivität des Betroffenen und dominiert sein Denken (andauernde gedankliche Beschäftigung), seine Gefühle (unstillbares und unwiderstehliches Verlangen) und sein Verhalten (Vernachlässigen sozial erwünschter Verhaltensweisen).

Regulation negativer Gefühlszustände
: Durch die beim Spielen verspürte Erregung (Kick- oder Flow-Erlebnisse) oder Entspannung werden negative Gefühlszustände im Sinne einer vermeidenden Stressbewältigungsstrategie verdrängt.

Toleranzentwicklung: Die Kick- oder Flow-Erlebnisse oder die Entspannung durch das Spielen können nur durch zunehmend häufigere oder längere Computerspielzeit oder durch extremere Spielinhalte erzielt werden, bei gleich bleibenden Spielzeiten bleibt der gefühlsregulierende Nutzen vom Spiel aus. Entzugserscheinungen: Wird der Betroffene am Spielen gehindert oder bleibt das Spielen aus, treten diese in Form von unangenehmen emotionalen und körperlichen Zuständen (z.B. Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Nervosität, Niedergeschlagenheit) auf.

Kontrollverlust: Die Betroffenen können ihr Spielverhalten in Bezug auf zeitliche Begrenzungen und Umfang nicht mehr kontrollieren. Trotz des bestehenden Wunsches, nicht zu spielen, können sie dieses nicht reduzieren. Rückfall: Nach Zeiten der Abstinenz oder Phasen kontrollierten Computerspielens kommt es beim Betroffenen zu einer Wiederaufnahme des unkontrollierten, exzessiven Computerspielens.

Negative soziale und personelle Konsequenzen: Verschiedenste andere Aufgaben und Interessen können vernachlässigt werden. Trotz bewusst wahrgenommener erheblicher, eindeutig schädlicher Folgen wie Fehlzeiten bzw. Schul- und Ausbildungsabbrüche, Vernachlässigung der Körperpflege, Gefährdung der Karriere, Verlust des Partners oder finanzielle Probleme, wird der Gebrauch des Internets fortgeführt.

Computerspielsucht ist keine eigenständige Diagnose: Die Computerspielsucht ist bisher keine eigenständige Diagnose und geht in vielen Fällen einher mit vielen weiteren Problemen oder psychischen Störungen wie:
Depressionen, Angststörungen oder Suchtmittelmissbrauch oder –abhängigkeit. Häufig findet sich bei den Betroffenen eine Unfähigkeit zu entspannen, ein ausgeprägt niedriger Selbstwert sowie depressives Erleben. In vielen Fällen wird das Onlinespielen als Möglichkeit genutzt, um Problemen zu entkommen und dysphorische Stimmungen abzubauen.

Therapie: Erst eine individuelle Betrachtung der Problematik des Einzelnen kann zeigen, inwieweit das exzessive Computerspielen Ausgangspunkt, aufrechterhaltende Bedingung oder vielleicht sogar ein Lösungsversuch für die sich darstellende Problematik ist. Die Therapie, in der eine Computerspielsucht eine Rolle spielt, setzt deshalb eine gründliche Diagnostik voraus. Ein Ziel der Behandlung der Computerspielsucht ist eine starke Reduzierung der Online-Zeiten. Nutzungsgewohnheiten sollten verändert und alternative Verhaltensweisen aufgebaut werden. Weiteres Ziel ist natürlich den zuvor eingeengten persönlichen Handlungsspielraum wieder zu erweitern, vernachlässigte Aktivitäten und soziale Kontakte wieder aufzubauen. Parallel wird es wichtig sein, Auswege aus zusätzlich bestehenden psychischen Störungen zu erarbeiten.

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